2018 / I
VERDIS „REQUIEM“
Aufführung vom 18. 1. 2018 in der Tonhalle Zürich
Dem grossen Stil von Verdis Totenmesse mit klangmächtigem Apparat gerecht zu werden ist eine Sache und vielleicht die geringere, als die Scheu und Demut im Angesicht des Todes zu vermitteln, die Intimität, die dem Werk seine überwältigende Glaubwürdigkeit ebenso sichert wie der gewaltige Aufruhr der Angst. Unter John Eliot Gardiners Leitung bieten Tonhalle-Orchester, Monteverdi-Choir und die Solisten Corinne Winters, Marianna Pizzolato, Michaels Spyres und Tareq Nazmi eine Aufführung, die keine Wünsche offen lässt.
Besprechung hier im PDF
Ein Essay zum 100. Todestag Giuseppe Verdis am 27. 1. 2001:
DIE MUSIK UND DAS SCHWEIGEN DES TODES
RAVELS DOPPELBLICK AUF DAS LEBEN
Wiederaufnahme im Opernhaus, Aufführung vom 21. 01. 2018
Maurice Ravels Kurzopern „L‘heure espagnole“ und „L‘ enfant et les sortilèges“ sind weit auseinander liegend entstanden, und zwischen der Musikalischen Komödie und der Oper liegen Welten, historisch biografisch der 1. Weltkrieg, stilistisch ein konträrer Blick auf das Leben: Satirisch in der Farce der Conception und ihrer Liebhaber in den Uhrenkästen – magisch in der Geschichte des Kindes und des Zaubers, der es bedrängt. In der Inszenierung von Jan Essinger rücken die Werke zusammen: Im spukhaften Mobiliar erscheinen wieder die menschlichen Karikaturen des „Vorspiels“. Die witzige und eindrückliche Inszenierung, die im Mai 2017 in Winterthur Premiere feierte, ist jetzt mit neuer Besetzung im Opernhaus Zürich zu erleben.
Zur Aufführung vom 21. 1. Im Opernhaus PDF.
PDF der Besprechung im „Landboten“ vom 6. 5. 2017.
Bild: © Toni Suter
DON GIOVANNIS ENDSPIEL
Theater Heidelberg in Winterthur, 1. 2. 2018
Don Giovannis böses Ende verkündet schon der Titel der Mozart-Oper. „Il dissoluto punito ossia il Don Giovanni“ lautet er vollständig. Mit dem bestraften Wüstling gehen Regisseure jedoch ganz unterschiedlich um, zumeist sehen sie in ihm so etwas wie das Salz in einer sonst faden Suppe, sprich der bürgerlichen Existenz und des gesellschaftlichen Lebens.
Die Inszenierung, die in Winterthur vom Donnerstag bis Samstag gastiert, zeigt Don Giovanni aber weniger glorios. Das Salz hat einen modrigen Geruch. Der Held ist ein zerzauster Gispel, zur Marionette eingetrocknet und nicht mehr voll bei der Sache. Der Regisseur Lorenzo Fioroni sieht sein Ende als das seiner langen Geschichte, und mit ihm geht auch das Theater zugrunde, auf dem er seine Rolle seit Jahrhunderten gespielt hat. Übrig bleibt – zum Glück – die Musik. Und Mozarts „Don Giovanni“ sollte ohne Rezeptionsballast ganz von Grund auf neu gelesen werden.
Kritik der Aufführung in „Der Landbote“: PDF
Betrachtungen zum Werk und zur Inszenierung: PDF
Bild: © Sebastian Bühler
DIE SPIONIN, DIE AUS DER OPER KAM
Theater Rigiblick, 31. Januar. 2018
«Zu attraktiv, um diesen Film zu verpassen» – der Kritiker meinte damals Greta Garbo im Film «The Mysterious Lady», und wer diesen Stummfilm aus dem Jahre 1928 jetzt im Theater Rigiblick erlebt hat, wird das nicht nur bestätigen, sondern ergänzen. Auch die Aufführung mit der Musik von Armin Brunner und dem von Christof Escher dirigierten Orchester ist zu attraktiv, um sie zu verpassen: Und weitere Gelegenheit dazu gibt es, auch ausserhalb von Zürich. Weiter im PDF
Leuchtkraft in Grau
Mozarts Dramma per musica „Idomeneo“ im Opernhaus Zürich, 4. 2. 2018
Mozarts Werk, das er einfach „die Oper“ nannte, hat viele Gesichter. Die neue Inszenierung wendet das grosse Chortableau nach Innen und für das Innere sucht sie Bilder, die es kommentieren – nicht in allen Teilen gleichermassen überzeugend. Das Resultat ist aber ein Kammerspiel, das von starken Sängerpersönlichkeiten so packend gestaltet wird, dass das Grau der Inszenierung zu leuchten beginnt.
Bericht exklusiv als Newsletter* hier im PDF.
Mozarts „Götterdämmerung“ – Zum Berliner Opernskandal im Mozart-Jahr 2006 ein Beitrag aus dem Archiv: PDF
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Bild: © Monika Rittershaus
Bild: © Susanne Schwiertz
Spieglein, Spieglein
„La Scala di Seta“ im Opernhaus Zürich – Wiederaufnahme am 9. 2. 2018
Premiere war 2011 im Theater Winterthur, und sie ist unvergessen, eine pfiffige Inszenierung und ein vifes Ensemble. Von der damaligen Besetzung geblieben ist die Perle der Aufführung, Sen Guo als Giulia, für die die seidene Leiter einiges aushalten muss. Zur Einstimmung eine Wiederaufnahme meiner Besprechung im „Landboten“ vom 9. September 2011 hier im PDF.
Roberto Trevino überrascht mit Mahler
Konzert des Tonhalle-Orchesters, 8. 2. 2018
Der Jubel nach der Wiedergabe der 5. Sinfonie von Gustav Mahler war aussergewöhnlich: Für viele bedeutet das Konzert der Tonhalle wohl die Entdeckung eines grossen Dirigenten - und mit ihm eine spannende Begegnung mit Gustav Mahler. PDF
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Das Leben jenseits der Gipfelstürmerei
Uraufführung von „Matterhorn“ im Theater St. Gallen, 17. 2. 2018
Beim Abstieg ist es passiert: Einer rutscht aus, Vier stürzen 1200 Meter in die Tiefe – oder in den Orchestergraben, wie jetzt im Theater St. Gallen. Das neue Musical von Michael Kunze (Buch) und Albert Hammond (Musik) treibt aber mit dem Entsetzen keinen Scherz. Es zeigt musikalisch abwechslungsreich, aber auch in leicht zähflüssiger Szenenfolge Edward Whympers Weg auf den Viertausender und von der Katastrophe zu den Höhen des Menschlichen. PDF
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Romantische Emphase
Konzert des Musikkollegiums, 21. 2. 2018
Er ist 25-jährig und ein Tausendsassa. In dieser Saison ist der Pianist Kit Armstrong bevorzugter Gast beim Winterthurer Musikkollegium. Mit dem Konzertmeister Roberto Gonzalez Monjas hat er im Oktober sämtliche Beethoven-Violinsonaten aufgeführt, im Dezember spielte er ein umfangreiches und apartes Bach-Solorezital und jetzt präsentierte er sich als Konzertpianist mit Griegs virtuosem Klavierkonzert. Dabei ging es ihm offensichtlich weniger um den bravourösen Glanz als um die Poesie des Stücks, für das sich Grieg die Inspiration bei Schumann geholt hatte. Dass dann Schumann selber noch um etliche Grade elektrisierender komponiert hat – das zeigte das Orchester mit dem fulminanten Dirigenten Alexandre Bloch mit der „Manfred“-Ouvertüre und der Sinfonie Nr. 4.
Bericht im „Landboten“ am 23. 2. und hier im PDF.
Weitere Konzertbilder hier.
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Bild: © Herbert Büttiker
Die feine Hand für die grosse Tastatur
Konzert des Musikkollegiums, 1. 3. 2018
Eine Tastenlöwin wäre von anderer Statur. Aber Kraft ist auch für die 28-jährige Rumänin Alina Bercus kein Problem, wenn sie in Fahrt kommt und sich dem Powerplay hingibt wie zuletzt in der spektakulären Zugabe des 3. Satzes aus der 7. Prokofjew-Sonate – spektakulär auch im Kontrast zur delikaten Poesie von Schumanns „Vogel als Prophet“. Ihre grosse Herausforderung aber war das 2. Klavierkonzert von Rachmaninow, wo mit dem höchst virtuosen Anspruch auch Gestaltungskraft gefordert war, die es mit einem opulenten Orchester aufzunehmen hatte. Das war nicht einfach: Das Musikkollegium war unter der Leitung des impulsiven Dirigenten Clemens Schuldt von Beginn weg mit Beethovens „Egmont“-Ouvertüre bis zum Schluss mit Schostakowitschs 1. Sinfonie in voller Fahrt hoch expressiv unterwegs.
Bericht im „Landboten“ und hier im PDF.
Bild: pd
Am Rand des Wahnsinns
Heinz Holligers Oper „Lunea“ im Opernhaus Zürich am 4. 3. 2018
In den Schulanthologien hat Nikolaus Lenaus Gedicht „Die drei Zigeuner“ einen festen Platz. Sympathisch sind sie, die da zeigen wie man „trotzig frei das Leben verraucht, verschläft und vergeigt“. Der Dichter porträtiert sich mit ihnen selber, aber sein Ich ist auch der Mann der mit müder Qual sein Fuhrwerk an den sorglosen Gesellen vorbei steuert. Wer war er? Die Literaturgeschichte hat ihn längst verstaut, aber in neuerer Zeit wird der erfolgreiche Lyriker und Randfigur seiner Zeit als faszinierende Gestalt wieder wahrgenommen. Zu entdecken ist ein Unangepasster – im Verhältnis zur Gesellschaft, als Auswanderer, der aus dem amerikanischen Traum bös erwachte, in seinen schwierigen Beziehungen zu den Frauen und als Dichter, der seine letzten Lebensjahre in der Nervenheilanstalt verbrachte und zwischen Genie und Wahnsinn seine Sprachkunst weit über die zeittypischen Grenzen hinaus trieb. – Heinz Holliger fügt mit ihm nun eine weitere Figur zu seiner Galerie der Aussenseiter und macht ihn gar zum Protagonisten seiner neuen Oper „Lunea“ – das Opernhaus Zürich präsentiert mit ihm am Dirigentenpult und dem Hausherrn Andreas Homoki als Regisseur die Uraufführung – nach „Schneewittchen“, der Walser-Oper vor zwanzig Jahren, das zweite Bühnenwerk des 79-jährigen Schweizer Komponisten und ein grosser Erfolg für einen Unangepassten im Spielfeld der zeitgenössischen Musik.
Besprechung exklusiv hier im PDF
Aus dem Archiv: Die Walser-Oper „Schneewittchen“ – Besprechung der Uraufführung im „Landboten“ vom 18. Oktober 1998: PDF
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Bild: Paul Leclaire / Opernhaus Zürich
Csardas ud hehre Opernklänge
„Die Csardasfürstin“ im Theater Winterthur am 8. 3. 2018
Das Landestheater Detmold präsentier sich mit Chor, Orchester und Ensemble in prächtiger Klangstatur – das lässt in den Finali von Emmerich Kalmans Csardasfürstin die Dramatik und im Hochzeitszeremoniell das Hymnische zu Operngrösse wachsen. Aber die raffinierte Partitur bricht das Pathos mit dem sinnlichen Feuer des Csardas, und so spricht sich auch die Musik gegen die Zwänge der Standesgesellschaft aus. Die Inszenierung, die an diesem Wochenende im Theater Winterthur gastiert, bringt mit starken Stimmen für die Hauptfiguren und Charaktertypen Witz und die lebensnahe Botschaft der Operette vergnüglich über die Rampe.
Bericht im „Landboten“ und hier im PDF
Bild: pd
Orchestrales Latinofieber in Winterthur
Konzert mit der Iberacademy im Theater Winterthur am 13. 3. 2018
Zwei Orchester fusionierten und füllten die Bühne des Theaters Winterthur bis in die hintersten Bereiche: das Iberacademy Orchester, Medllin, und das Musikkollegium Winterthur, bei dem das Orchester aus Kolumbien diese Woche zu Gast ist. Zu zählen war die mit Sicherheit über hundertköpfige Schar nicht, eine träge Masse war sie keineswegs: Es grassierte das Latinofieber mit Musik südamerikanischer Komponisten, dargeboten in hoher Perfektion. Ebenso effektvoll wie das Tutti war das Spiel der Orchestersolisten und der einzelnen Sektionen. Ein tolles Konert, abwechslungsreich, überraschend, ansteckend.
Bericht exklusiv hier im PDF
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Bild: © Herbert Büttiker
„Doppel-Konzert“
Konzert der Orpheum Stiftung in der Tonhalle Maag, 14. März 2018
Gegenwärtig klingen die Namen der beiden Solisten, die von der Orpheum Stiftung in der Tonhalle Maag präsentiert wurden, in Zürich eher noch kompliziert als gross. Aber das könnte sich ändern. Denn sowohl der 18-jährige englische Cellist Sheku Kanneh-Mason als auch der 23-jährige österreichische Geiger Emmanuel Tjeknavorian zeigten in ihren Auftritten mit dem Tonhalle-Orchester souveräne Beherrschung ihres instruments, reife Musikalität und sympathische Standfestigkeit auf dem grossen Podest.
Bericht exklusiv hier im PDF
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Bilder: © Thomas Entzeroth
Glanz und Scheitern der Utopie
Beethovens „Fidelio“ im Theater St. Gallen, 14. März 2018
Das Theater St. Gallen hat einen „Fidelio“-Rhythmus. Im Takt der Erinnerung an die Eröffnung des Hauses am Stadtpark vor genau 50 Jahren präsentiert es nach der1978, 1999 zum 50. Jubiläum wieder eine Neuinszenierung. Sie macht es dem Publikum nicht einfach, wenn sie auf eine Tarnung Leonores als Fidelio verzichtet und sie im roten Frauenkleid agieren lässt. Die eigenwillige Erzählweise, mit der man konfrontiert wird, hat mit der Sicht auf den utopischen Geist der Oper zu tun. Diesen stellte auch die letzte Inszenierung heraus – aber mit anderen Vorzeichen. Man würde gern Beethoven selber zu diesen Deutungsvorschlägen fragen.
Bericht exklusiv hier im PDF
„Fidelio“ im Theater St. Gallen in der Saison 1999/2000: PDF
Ferdinando Paërs „Leonora“ – ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des
„Fidelio“ aus dem Archiv: PDF
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Bild: © Toni Suter
Das Land der Verheissung
Messiaens „Des canyons aux étoiles“ am Lucerne Festival, 23. März 2018
Oliver Messiaen hat für die Auftragskomposition zur Zweihunderjahrfeier der amerikanischen Unabhängigkeit die urweltliche Landschaft der Wüsten und Canyons im Süden von Utah bereist und wie immer auch den Vogelstimmen gelauscht und in den Sternenhimmel geschaut. Das Lucerne Festival, das für die Klassiker der Moderne und die zeitgenössische Musik keinen Aufwand scheut, lud am Freitag dazu ein, Mesiaens kosmisches Erlebnis zu teilen – so wie er es in seiner farbigen Klangwelt zum Ausdruck bringt. Das Ensemble intercontemporain und die Alumni des Festivals brachten die grossangelegte Partitur unter der Leitung von Matthias Pintscher in höchstem Grad zum Leuchten. Hingegen misslang der Versuch, die Musik mittels eines Lichtkonzepts auch optisch leuchten zu lassen.
Bericht exklusiv hier im PDF
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Bild: © Susanne Schwiertz
Bild: © Pavel Krivanek
Eine unschlagbare Formel
Der Dirigent Enrique Mazzola im Porträt und ein Blick auf Donizettis „Maria Stuarda“ vor der Premiere am 8. April im Opernhaus Zürich.
Exklusiv hier im PDF
Der Bericht zur Premiere: PDF
Zur Erinnerung;“Maria Stuarda“ am 7. Dez. 2012 im Openhaus Zürich: PDF
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Bruckner, Cerha und das Musikkollegium in der Stadtkirche
Konzert in der Stadtkirche Winterthur am 5. April 2018
Dass Anton Bruckner der katholischen Kirche nahestand, ist bekannt. Wie gut auch Friedrich Cerhas Konzert für Bratsche und Orchester (1993) zur sinfonischen Welt Bruckners passt, war vor der Aufführung von Bruckners 3. Sinfonie mit dem Bratschisten Jürg Dähler zu erleben – ein spannendes Konzert unter der Leitung von Thomas Zehetmair.
Bericht m 7. April im „Landboten“ und hier im PDF
Weitere Bilder hier
Anmerkungen zum Thema Bruckner und das Musikkollegium Winterthur: PDF
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Bild © Herbert Büttiker
Bild © Monika Rittershaus
Das frühe Spätwerk
Wiederaufnahme von Verdis „Luisa Miller“ im Opernhaus Zürich, 12. 4. 2018
„Luisa Miller“ spielt nicht an der Front des Repertoires, aber es ist ein grossartiges Stück des jungen Verdi kurz vor der Trias „Rigoletto“, „Traviata“, „Trovatore“ und mit weiten Bezügen zum mittleren und späten Verdi – der dritte Akt nimmt in seiner Szenerie „Otello“ vorweg. Das Opernhaus Zürich lässt das mit einer starken Besetzung für die Inszenierung aus der Spielzeit 2009/10 wieder erleben.
Der Bericht zur aktuellen Aufführungsserie und zur Premiere: PDF
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Bild © Danielle Liniger
Dance and Make Music not War
50 Jahre „Hair“ – ob 1968 zur eigenen Geschichte gehört oder nur ein Datum aus dem Geschichtsbuch: die Steine, die damals in Rollen kamen, rollen bis heute. Und auch wenn die Dramatik von damals nur noch Haschisch-Dunst ist, zieht die Broadway Musical Company, die in Winterthur gastiert, aus den Songs von „Hair“ noch wilde Energien.
Bericht: PDF
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Bild © Lisa Gramlich/ Frank Serr Showservice
Sternstunde des romantischen Belcanto
Bellinis „Il Pirata“ im Theater St. Gallen, 28. April 2018
Das mittelalterliche Sizilien ist der originale Schauplatz der Oper, in der der revoltierende Weltschmerz-Held von Bellinis Epoche als Pirat erscheint. Die St. Galler Inszenierung holt ihn in die Gegenwart der sizilianischen Mafia – nicht ohne Schwierigkeiten, alles in allem aber mit grossem Erfolg – auch dank stimmlich überlegener und einfühlsamer Rollengestaltung des Ensembles mit Arthur Espiritu als Titelhelden, Marco Caria als Gegenspieler, mit Joyce el-Khoury als starker und in den Wahnsinn getriebener Frau zwischen ihnen und weiteren: eine umjubelte Premiere.
Bericht : PDF
Vincenzo Bellini starb jung, seine Karriere dauerte gerade mal zehn Jahre. Der Erfolg von „Il pirata“ bedeutete den Durchbruch zur Weltgeltung, die sein Werk besitzt. Ein Beitrag über den Schöpfer der „Norma“ aus Anlass seines 200. Geburtstags im Jahr 2001 hier im PDF.
Bild © Lisa Gramlich/ Frank Serr Showservice
Baroque Twitter
Maurice Steger ist der ausgewachsene Meister auf dem Instrument, das wir alle von Kindsbeinen an zu kennen glauben, dem aber ungeahnte Flügel wachsen können – wenn der Könner spielt. Und schöner singt kein Vogel. Auf der CD „Baroque Twitter“ hält die Sopranistin Nuria Rial zudem mühelos und reizvoll mit bei all den Höhenflügen, auf die sie beide von Vivaldi und Co. zusammen mit Nachtigallen und Schwalben geführt werden.
Dass Maurice Steger auch ein ideenreicher und eigenwilliger Musiker im Hinblick auf konzeptionelle Aspekte ist, zeigen die Ittinger Pfingstkonzerte, die er als Künstlerischer Leiter dieses Jahr gestaltet hat. Da prallt überraschend Barock auf Romantik und mündet in die meditative Gegenwart und Stille.
Zum Programm siehe den Bericht am 4. 4. im „Landboten“ und hier im PDF.
Bild © Herbert Büttiker
Baroque Twitter
CD / Harmonia Mundi
Mozart im Schaumbad
„La finta giardiniera“ des Internationalen Opernstudios,
Theater Winterthur, 5. Mai 2018
Dieses Ensemble aus sieben Sängerinnen und Sängern von Moldawien bis Südafrika beherrscht das Metier – Singen in allen Lagen von Mozarts Musik und zugleich Spielen, was der Körper hergibt. Der Dirigent Gianluca Capuano heizt tüchtig ein, und Tatjana Gürbacas Regie ist eine unerhört aufwendige Bewegung- und Mimik Partitur. In der Betriebsamkeit geht aber auch eher unter, was das Innenleben der Figuren und die Innigkeit der musikalischen Aussage betrifft. Für das Theater Winterthur ist „La finta giardiniera“ das zweite Dramma giocoso von Mozart in dieser Saison und die zweite exzentrisch grelle Inszenierung eines Werks aus der Epoche der Empfindsamkeit.
Besprechung der Premiere PDF
Blick zurück auf „Don Giovanni“ in Winterthur:
Kritik der Aufführung in „Der Landbote“: PDF
Betrachtungen zum Werk und zur Inszenierung: PDF
Weiteres aus dem Mozart-Archiv
Bild © Herwit Prammer
Sportliches Musizieren
Die Brandenburgischen Konzerte
im Musikkollegium Winterthur, 9. 5. 2018
Wer die spielerische Klasse des Musikkollegiums mit dem Können der Berliner Philharmoniker vergleichen möchte, kann sich die neue CD der Branden-burgischen Konzerte von Reinhart Goebel anhören und ins Konzert des Musikkollegiums gehen, wo der Barockspezialist das grandiose Kompendium der sechs Konzerte heute mit dem Winterthurer Orchester dirigiert. Bei ihm an einen musiksportlichen Wettkampf zu denken, liegt nahe.
Dazu eine Vorbesprechung heute im „Landboten“ und hier im PDF
Bild © Herwit Prammer
Die Komödianten des Schicksals
„La forza del destino“ – Premiere im im Opernhaus Zürich, 27. 5. 2018
Verdis „Macht des Schicksals“ ist eine seiner umfangreichsten Partituren, und sie erzählt von einer Verfolgungsjagd, die über Länder und durch Jahrzehnte geht, aufs Schlachtfeld und ins Kloster führt, erfüllt ist von dramatischen Konfrontationen und durchsetzt ist von praller Komik. Im Opernhaus Zürich kommt das Werk erstaunlich kompakt daher, unter der Leitung von Fabio Luisi intensiv musiziert und von Andreas Homoki szensich in ein stringentes Konzept verpackt, das seinen Horizont aber auch verengt. Chor und Orchester setzten sich brillant in Szene und unter den Hauptfiguren ragt die Leonora von Hibla Germava hervor.
Besprechung der Premiere hier im PDF
Aus dem Archiv: Erinnerungen an die Inszenierungen im Opernhaus Zürich in der Saison 1991/92 und 2005/06. Die Urfassung von „La forza del destino“ im Stadttheater Bern in der Saison 2005/06
Bild © Monika Rittershaus
Heute vor 50 Jahren
Die Erinnerung ist blass, das Gefühl jener Tage noch wach, und da ist auch noch das Programmheft und das Tagebuch aus jener Zeit, der Besetzungszettel eingeklebt: Am 29. Mai 1968 bot das Opernhaus Zürich eine Vorstellung von Verdis „Il Trovatore“ – für mich der erste Opernbesuch und ein Schlüsselerlebnis. Heureka! schrieb ich dazu, und nun, 50 Jahre und eine jahrzehntelange leidenschaftliche Beschäftigung mit Opern aller Zeiten und Länder später, stelle ich fest, dass jene Liebe auf den ersten Blick lebt, um nichts geschwächt, sondern vertieft. Gedanken zu „Il Trovatore“ aus jüngerer Zeit, die hier vorgestellt werden, mögen dafür stehen, und zu hoffen ist, dass sie vor der damaligen jugendlich unmittelbaren Begeisterung bestehen können.
Die Programmhefte mit dem Kronleuchter-Sujet haben sich dann angesammelt, Aida, Bohème, Ariadne auf Naxos und so weiter ... das Haus hatte sein Niveau, das zeigt schon der Bühnenbildentwurf zum „Trovatore“, und für die Entdeckung des Kontinents Oper war die Zürcher Bühne mit ihrem breiten Repertoire und vorzüglichen Ensemble ein wunderbarer Ort und ist es, ja doch, über die Jahrzehnte geblieben.
Mit Schall und Rauch
Eröffnungskonzert der Festspiele Zürich in der Tonhalle Maag, 1. 6. 2018
Zum Jubiläum ihres 150-jährigen Bestehens hat die Tonhalle-Gesellschaft die beiden Weltmeister des musikalischen Humors, Igudesman & Joo, mit der Gestaltung der Festspieleröffnung betraut. Diese haben sich ins Zeug gelegt und zwei grosse theatrale Orchesterwerke komponiert. „A Historical and Hysterical Guide to the Orchestra“ lässt mit Witz und Brillanz die Musikinstrumente durch Zeiten und Welten hoch leben; „Clash of the Soloists“ nimmt den Konkurrenz-kampf zweier Klassikstars auf die Schippe, als die Igudesman und Joo in abenteuerlichen Kostümen natürlich selber antreten – mit akrobatischem Einsatz von Körper und Instrument bis zum Wahnsinn – ein glorioser Abend für das Orchester, das sich nicht schwer damit tut, das E der E-Musik für einmal mit Entertainment zu identifizieren und für einmal nicht nur viel Schall, sondern auch Rauch zu produzieren. Dass der Abend bei allem Witz und Klamauk auch noch die didaktische Vorgabe eines „Guide to the Orchestra“ erfüllt, macht ihn um so attraktiver – auch für Menschen, die bei E-Musik sonst weniger Vergnügen empfinden.
Die Besprechung hier im PDF.
Wetere Bilder hier.
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Ein brillantes Finale
Konzert der Festspiele Zürich in der Tonhalle Maag, 7. 6. 2018
Das letzte Konzert des Chefdirigenten Lionel Bringuier, der sich nach vierjähriger Amtszeit vom Tonhalle-Orchester verabschiedet, erinnerte auch seinen Amtsantritt. Mit von der Partie war wiederum, glamourös, ingeniös und seriös die Pianistin Yuja Wang – diesmal mit einer elektrisierenden Wiedergabe von Sergej Prokofjevs 3. Klavierkonzert. Bringuier war mit seiner schwungvollen Zeichengebung noch einmal präsent auch in Paradestücken für das Orchester - „Don Quixote“ von Richard Strauss und „La Valse“ von Maurice Ravel.
Zu erleben ist das alles – mit Ausnahme des Don Quixote, für den Peer Gynt einspringt – heute auch openair auf dem Münsterhof: Die Einladung des Tonhalle-Orchesters an alle, und – wie gestern zu erfahren war und hier nachzulesen ist – kein leeres Versprechen eines grosses Events.
Die Besprechung hier im PDF
Weitere Bilder: Hier
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Bild © Herbert Büttiker
Wo der Wahnsinn zu Hause ist
Gaetano Donizettis „I pazzi per progetto“ im Seefeld Theater, 14. 6. 2018
In Donizettis einaktiger Farce, deren Handlung in einem Irrenhaus in Paris spielt, gibt es merkwürdigerweise keine Irren. Hier wir der Wahnsinn vorgegaukelt, und zwar - wie der Titel verrät – mit Kalkül. Natürlich ist der Irrsinn gleichsam ein dieser Gattung auch inhärentes Symptom, „addio cervello!“ heisst es schon bei Rossini, und Operngesang an sich ist ja ... nun, überlassen wir das den Spöttern.
Unter der Leitung von Christian Seiler wächst sich Donizettis einaktige Farce „I pazzi per progetto“ zur fast dreistündigen musiktheatralischen Veranstaltung. Im Zeichen des Wahnsinns verbinden sich Opern-, Schauspiel-, Bewegungs-, Instrumentaltheater – und „nur“ die Musik muss sich dabei arg zerzausen lassen.
Die Besprechung hier im PDF
Aus dem Archive: „Lebenssüchtige Todesbegeisterung“ – Donizetti zum 200. Geburtstag am 29. November 1797: PDF
„I pazzi“ im Opernhaus Zürich, 29. 12. 2011: PDF
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Bild © Rémy Bourgeois
Kammermusikalische Nachtgeschichten
Hauskonzert mit dem Winterthurer Streichquartett, 17. 6. 2018
Programmmusik gehört eher nicht zur zentralen Aufgabe der vier Mitglieder eines Streichquartetts, aber es gibt die Werke ausserhalb der Norm. Schon bei Beethoven erscheinen rezitativische Formulierungen in der Gattung – berühmt im Opus 135 das „Muss es sein? Es muss sein!“. Im Hauskonzert nun präsentierte das Winterthurer Streichquartett programmatische Kammermusik, die nicht nur die Gattung, sondern auch die Besetzung erweiterten: Arnold Schönbergs Sextett „Verklärte Nacht“, verdoppelt Bratsche und Violoncello (im Bild unten: Blythe Te Engstroem und Flurin Cuonz zwischen ihren Simmenpartnern) und für Othmar Schoecks „Notturno“ trat der Bariton zum Quartett (im Bild oben Michael Nagy, dritter von links zwischen Roberto Gonzalez Monjas, Jürg Dähler, Cäcilia Chmel und Pär Näsbom ).
Bericht am 20. 6. im „Landboten“ und hier im PDF.
Bilder © Herbert Büttiker
Der Sieg der Schönheit - ein Sommermärchen
„Die Schöne und das Biest“ auf der Walensee-Bühne, 20. 6. 2018
Mit einem Traumstart eröffnete das Unternehmen der Walensee-Bühne am Mittwoch die musikalische Openair-Saison. Das Märchen von der Schönen, die den in ein hässliches Tier verwandelten Prinzen erlöst, bietet in einer deutschen Version aus den 90er Jahren ein bildstarkes, emotional nicht allzu beschwertes und komödiantisch witziges Musical. Für die Darsteller gibt es etliche dankbare Rollen, und das Ensemble nutzt sie im sängerischen un darstellerischen Bereich gleichermassen für ein schönes Bühnenerlebnis.
Premierenbericht hier im PDF
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Bild © Herbert Büttiker
Unzweifelhafte Schönheit
Freikonzert des Musikkollegiums Winterthur, 23. 6. 2018
Kit Armstrong spielte mit Roberto Gonzalez Monjas zusammen Beethovens sämtliche Violin-Soanten, er gab ein abendfüllendes Bach-Rezital, er war mit Griegs Klavierkonzert, mit Bachs Brandenburgischen Konzerten zu hören, und am Samstag nun rundete er seine Saison-Präsenz – mit Temperament und feinsinnig im Detail – ab als Interpret von Beethovens 1. Klavierkonzert. Die Bläsersolisten des Orchester standen zuvor für die Sinfonia Concertante 297b auf dem Podium und spielten so viel Mozart heraus wie in diesem Stück möglicherweise oder möglicherweise nicht drin steckt.
Premierenbericht am 25. Juni im „Landboten“ und hier PDF
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Bild © Herbert Büttiker
Ein Oratorium im liberalen Geist
Friedrich Hegars „Manasse“ in der Tonhalle Maag Zürich, 23. 6. 2018
Es braucht jeweils ein Jubiläum um Friedrich Hegars grosses Oratorium „Manasse“ wieder aus der Versenkung zu holen. Jetzt erinnert die Tonhalle-Gesellschaft an ihre Gründung, zwei Zürcher Chöre und die Zürcher Sympohniker haben das Stück mit biblischem Stoff, aber religionskritischem Gehalt einstudiert und mit den Solisten Marion Ammann, Rolf Romei und Markus Volpert unter der Leitung von Anna Jelmorini erfolgreich aufgeführt.
Besprechung der Aufführung hier im PDF
Aus dem Archiv: Hegars „Manasse“ in der Tonhalle, 1990 im PDF
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Bild © Herbert Büttiker
Monteverdis Gegenwartstheater
„L‘incoronazione di Poppea“ im Opernhaus Zürich, 24 6. 2018
Die Oper über den römischen Kaiser Nero war eine der ersten, wenn nicht die erste Oper mit historischem Stoff. Amor, Virtù und Fortuna sind zwar mit im Spiel, aber zur Hauptsache geht es um Sex und Macht, wie in der modernen TV-Serie oder in der Tagesschau. Für Monteverdi war die Oper gewiss ein Spiegel seiner Gegenwart, und als Spiegel unserer Gegenwart inszeniert Calixto Bieito „Poppea“ im Opernhaus, wobei unsere Gegenwart im Unterschied zum Venedig des 17. Jahrhunderts wesentlich in den digitalen Medien stattfindet. Der Bilderrausch aus Werbung, Selbstinszenierung und News prägt den Abend, die Protagonisten profitieren von der Videopräsenz optisch, während akustisch oft Ton und Bild nicht genau übereinstimmen und den Eindruck musikalischer Unschärfe mit sich bringt. Alles in allem aber ein grosser Abend.
Besprechung der Aufführung hier im PDF
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Bild © Monika Rittershaus
Der Doyen und die junge Meistergeigerin
Konzert des Tonhalle-Orchesters, 27. 6. 2018
Dass eine grosse Formation wie das Tonhalle-Orchester auch ein grossartiges Generationen-Projekt ist, zeigt sich beim Blick in die Runde zwar immer, nun beim letzten Abonnementskonzert aber drastisch beziehungsweise sehr schön. Denn angeführt wurden sie vom 91-jährigen Doyen der Zunft, und die Solistin gehört der Enkelgeneration an. In der Verbindung beider aber blühte die Musik – Mendelssohns Violinkonzert im ersten Teil des Programms. Eine phantastische Aufführung von Mahlers 1. Sinfonie folgte in der zweiten Hälfte – wer heute Donnerstag und morgen Freitag bei einer der weiteren Aufführungen dabei sein kann, erlebt denkwürdige Augenblicke.
Besprechung hier im PDF
Bild © Herbert Büttiker
Giacomo Puccinis Oper als Mysterienspiel
„Edgar“ an den St. galler Festspielen, 3. 7. 2018
Später hat sich Puccini realistischer Stoffe angenommen, ob aus dem Pariser Milieu, der jüngeren Geschichte oder aus der exotischen Welt Japans. Sein letztes Werk aber behandelte ein Märchen, und die Inszenierung seiner zweiten Oper rückt diese näher zu „Turandot“ als zur „Bohème“ oder zu „Tosca“. Auch „Edgar“ handelt von einem prinzipiellen Konflikt, und dieser wird auf dem Klosterhof bildmächtig in Szene gesetzt. Puccinis Musik blüht da mächtig auf.
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Bild © Tanja Dorendorf
Bild © Priska Ketterer
Bild: © Johannes J. Etter/ Theater St. Gallen
Ewigi Liebi auf der griechischen Ferieninsel
„Mamma Mia“ bei den Thuner Seespielen, Vorpremiere, 9. 7. 2018
Die 16. Produktion der Thuner Seespiele ist eine glänzende Synthese aller bisherigen Erfolge zwischen „Titanic“ und „Dällenbach Kari“. „Mamma mia!“ ist einerseits ein internationales Musical-Highlight, und es kommt anderseits auf der Seebühne daher wie hausgemacht, und das mit einheimischen Kräften und auch sehr gut. Das Berndeutsch blüht, die Stimmen blühen, und für die Augen ist die Aufführung eine Pracht zwischen der Postkartenidylle und dem Industriecharm einer griechischen Insel. Auf dieser herrscht Ferienstimmung der stürmischen Art um Mutter, Tochter und drei Vätern zugleich – mit Witz und Herz inszeniert vom „Ewigi Liebi“-Regisseur Dominik Flaschka und seinem hervorragenden Team.
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Bild © Herbert Büttiker
Apartes Sterben auf den Festivalbühnen
Eröffnung der Bregenzer Festspiele mit „Beatrice Cenci“, 18. 7. 2018
Der grosse Publikumsrenner „Carmen“ erlebt seinen zweiten Sommer auf der Seebühne von Bregenz – und das Geheimnis, wie die Sängerin den Tod ihrer Figur im Wasser überlebt, ist inzwischen mit der Unterwasserkamera gelüftet. Aparte Szenen des Sterbens gibt es auch im Festspielhaus, wo Berthold Goldschmidts Oper „Beatrice Cenci“ am Mittwoch zur Eröffnung der Festspiele Premiere hatte. In der Schlussszene werden Beatrice und ihre Stiefmutter Lucrezia hingerich-tet, weil sie zur Ermordung ihres perversen und tyrannischen Vaters beziehungsweise Ehemannes Graf Francesco Cenci angestiftet haben. Das geschah im Kirchenstaat 1599 ohne Gnade per Henkerbeil, auf der Bregenzer Bühne geschieht es apart per Gifttrank – geschlürft nicht ohne metaphorischen Hintersinn auf dem Beichtstuhl und über gestapelten Leichen. Bildmächtig im Grossen, in die Ferne gerückt im Detail zeigt die Aufführung, dass Goldschmidt mit „Beatrice Cenci“ eine musikalisch lebendige, für jede Zeit aussagekräftige Oper hinterlassen hat.
Wer sich damit befassen möchte, hat noch zwei Termine zur Verfügung, am kommenden Sonntag um 11 Uhr und am 30 Juli um 19.30 Uhr
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Aus dem Archiv: „Der gewaltige Hahnrei“ – Berthold Goldschmidt im Berner Stadttheater, 26. Nov. 1995 – PDF
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Bild © Karl Forster
„Jammervolles Menschentum“
Uraufführung „Das Jagdgewehr“, Bregenzer Festspiele, 15. 8. 2018
Der österreichische Komponist Thomas Larcher, international ins Rampenlicht gerückt mit seiner 2. Sinfonie „Kenotaph“, hat im Auftrag der Bregenzer Festspiele seine erste Oper komponiert. Nachdem er die Sinfonie in Gedanken an das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer schrieb, fand er für die Oper eine vordergründig undramatische Geschichte in der Novelle „Das Jagdgewehr“ des japanischen Autors Yasushi Inoue – eine Dreiecksgeschichte und intime Familientragödie, die auf der Werkstattbühne grosse Wirkung entfaltete. Ein starkes Sängerteam und das fulminante Ensemble Moderne unter der Leitung von Michael Boder, dazu die Schola Heidelberg wurden ebenso gefeiert wie das Inszenierungsteam um den Opernneuling Karl Markovics.
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Bild © Anja Köhler