24. 9. 2024


Die Geschichte zu

Roccosound“














CARLO BERGONZI

13. JULI 1924 – 25. JULI 2014


Den Gramophone Lifetime Achievement Award bekam Carlo Bergonzi 2000, laut Wikipedia mit der Begründung: Grösster Verdi-Tenor des Jahrhunderts. Das lässt sich so sagen. Für viele seiner Bewunderer war und ist er nicht nur der Verdi-Spezialist, sondern ein Muster an Stil und Technik des Operngesangs überhaupt Seine intakte sängerische Präsenz bis in die späten Jahre bestätigten die Sicht auf das Phänomen Bergonzi. Gerade auch in Zürich, 1986 in der Tonhalle und bis 2001 im Opernhaus gab es die glückliche Bestätigung in Lieder- und Arienrezitals, die ein enthusiastisches Echo erhielten und verdienten.  Eine Hommage, welche die eigene Rückschau mit einem Blick in vorliegende Zeugnisse verbindet – es gibt deren viele, aber wenig Umfassendes, steht unten zum Download bereit. Für den  Blick auf  Bergonzis Lebensgeschichte diente mir Vittorio Testas Publikation von 2019. Wenn es um dessen Kunst geht, so lässt sich statt auf Beschreibung auf die Tonträger verweisen, die in grosser Zahl verfügbar sind. Wenn wir Bergonzi hören, ist eigentlich alles gesagt.


– Vita e Canto – Carlo Bergonzi zum 100. Geburtstag PDF

– Mein erster Artikel zu Carlo Bergonzi erschien 1987 in der Zürichsee-Zeitung, der letzte 2014 im Landboten. Die ganze Serie hier im PDF

Carlo Bergonz, Carinthischer Sommer Villach, 11. Juli 1983 Bild: ©  Gabriela Büttiker

Zum Teufel mit der Romantik

Eröffnung der Bregenzer Festspile    17.7. 2024


Was bleibt von der romantischen Opernbühne? Webers Freischütz wird auf der Seebühne zur Moritat in grossartiger Bühnenlandschaft, die dem Teufel das ganze Theater überlässt und die Musik in Richtung Soundtrack tendieren lässt – eindrücklicher Ariengesang inbegriffen. Im Haus wird „Tancredi“ gegeben, die erste Opera Seria Rossinis, die seinen Ruhm begründete und das Melodramma sene Nachfolger inspirierte.


Zum „Freischütz“ PDF  



In den Gesangshimmel mit der Romantik

Giocacchino Rossinis „Tancredi“ an den Bregenzer Festspile    18.7. 2024


Die deutsche und die italienische Musik gehen im 19. Jahrhundert verschiedene Wege. Im Wechsel  von der Seebühne ins Haus, lässt sich das erahnen. Wie Rossini den kommenden Bellini. Donizetti und Verdi die Türe geöffnet hat, zeigte sich nun im Dramma eroico des jungen Rossini.


Zu „Tancredi“ PDF


Bild: ©  Toni Suter

Bild: ©  Toni Suter

Bild: ©  Karl Forster

Bild: ©  Anja Köhler

Verteufelter Freischütz

Rückblicke auf Inszenierungen von Carl Maria von Webers Oper
„Der Freischütz“     16.8. 2024


28 ausverkaufte Vorstellungen, an die 198‘655 Besucher und Besucherinnen der Bregenzer Seebühne – Webers „Freischütz“, der im Operndiskurs von Regie und Intendanz als „schwierig“ gilt, ist für das Publikum nach wie vor ein Magnet. Als Konzertmusik macht die Ouvertüre für die Oper Werbung, Jäger und Brautjungfern haben noch viele im Ohr. Die Seebühne hat nicht nur die Magie der Sommerabende geboten, sondern auch eine fantastische, schauerlich-schöne Bühnenlandschaft, mit der Bregenz die Popularität dieser Romantischen Oper par excellence eindrücklich erneuert hat.


Mit der Bearbeitung, neuen Dialogen und neuen Versen, hat das Stück aber auch neue Vorzeichen erhalten – und der Jubel des Publikums von gestern war gewiss ein anderer als der im Sommer 2024 – zweihundertdrei Jahre nach der Uraufführung. Sonderapplaus gab es für Samiel, gemäss Partitur die obskure Hintergrundfigur, auf der Seebühne als omnipräsenter Teufel in der absoluten Pool-Position der Vorstellung. Auf seinem Weg an die Macht, an der nun keine Opposition mehr rüttelt, ist er dank dem Regisseur Philipp Stölzl am Ziel.


Was sich deshalb aufdrängt, ist ein Rückblick auf seine Karriere, die gemäss Libretto keineswegs erfolgversprechend aussah. Aber in den Inszenierungen, über die ich zu schreiben die Gelegenheit hatte, hat sich sein Sieg (leider) doch mehr oder weniger abgezeichnet.


„Der Freischütz – Kein Weg aus der Wolfsschlucht? PDF

Mozart und das Weltgeschehen

„Idomeneo“ im Luzerner Theater    25. 8. 2024


Im Mozartjahr 2006 sorgte eine „Idomeneo“-Inszenierung in Hamburg für einen Skandal. Zusammen mit Neptun mussten gleich alle Religionsstifter abdanken, die noch in Amt und Würde sind – das ging natürlich weiter, als für Katholiken und Freimaurer Mozart denkbar war und liess insbesondere islamistische Reaktionen befürchten (siehe Beitrag Mozarts „Götterdämmerung“).  Anika Rutkofsky geht genauer auf die grundsätzliche Perspektive ein. Sie verankert die Inszenierung klug in der Zeit der Komposition wenige Jahre vor dem Ballsaalschwur in Versaille und der französischen Revolution von 1789.


Das berühmte Gemälde der Versammlung, Flyer der Deklaration der Menschenrechte werden von Ilia und Idamante verteilt. Sie sind das  Paar der besseren Zukunft, das Mozart in den folgenden Opern leiden und gewinnen lassen wird, Konstanze und Belmonte, Susanna und Figaro, Donna Anna und Don Ottavaio und zumal Pamina und Tamino. Wogegen sie mit ihrer humanistischen Kraft in der Realität von heute anzutreten hätten, deutet die Inszenierung kühn mit dem Gegenwartskostüm an, in dem im Laufe der Handlung ein Teil des Chors , Arbace, Elektra und Idomeneo zu agieren beginnen.


So ernst das Regiekonzept den Dramatiker mit seiner Utopie der Liebe nimmt, die auch in Mozarts Leben eine Rolle spielte (siehe Mozart, Konstanze und Constanze), so hervorragend geht das musikalische Team darin auf, darstellerisch intensiv und gesanglich bis hin zu einer sensationellen Solenn’ Lavanant Linke als Idamante. Zurecht mitgefeiert wurde das Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung von Jonathan Bloxham. Sein Dirigat lässt mit den ersten Takten aufhorchen, nimmt Chor und Solisten im sinfonische Geschehen mit und lässt die Musik bewegend sprechen, nicht historisierend, sondern in ihrer zeitlosen Essenz emotional und klanglich blühend.


Ein ausführlicher Bericht zur Premiere im Luzerner Theater ist im Magazin OPER! erschienen.
                     

www.oper-magazin.de

 

Bild: © Ingo Hoehn


Joseph Haydns „Lo Speziale“ am Brugg Festival     1. 9. 2024


Das Brugg Festival ist noch jung und gehört zu den kleinen im Land. Ein Cinquecento reicht für die vergnügliche Produktion von Joseph Haydns dreiaktiger Opera buffa „Lo Speziale“. Der Topolino  ist aber schon weit gereist und von weither kommen auch die renommieren Gäste für das einwöchige Programm, das der Geiger Sebastian Bohren künstlerisch leitet.


zur Aufführung der Haydn-Oper PDF


Bild: © IHerbert Büttiker


Hörglück und Irritation


Saisoneröffnung des Musikkollegiums Winterthur    4. 9. 2024

Der 25-jährige Pianist Mao Fujita spielt Robert Schumanns Klavierkonzert, die gefragte britische Komponistin Hannah Kendall  schreibt Klangereignisse, die mit Robert Schumanns verstörter Künstlerseele zu tun haben – und Roberto Gonzalez-Monjas dirigiert „seinen“ Mozart, dessen letzte Sinfonien er als Gipfel der Sinfonik einen zentralen Platz in seiner Arbeit mit dem Musikkollegium einräumt – ein  kontrast- und facettenreicher Auftakt in die Saison 2024/25.


Bericht PDF



Bilder: © Herbert Büttiker

Mozarts „Jupiter“-Sinfonie


Mit dem Musikkollegium Winterthur beschäftgit sich  Roberto Gonzalez-Monjas intensiv mit Mozarts grossen drei letzten Sinfonien. Die C-Dur-Sinfonie erklang gleich zur Eröffnung der Saison, und ihr widmete er einen erhellenden Abend mit Erläuterungen und Hörbeispielen, für die ihm das Orchester mit präzisem Einsatz zur Verfügung stand.   Anschliessen nochmals die Sinfonie als Ganzes. Was das Musikkollegium damit programmatisch, aber mit der vielfachen Präsenz von Mozart in den Programmen überhaupt bietet, ist eine Feier Mozarts. Dafür gibt es und braucht es keinen speziellen Anlass, aber sie erinnerte mich an meinen Beitrag zum Jubiläumsjahr 2006, den ich nun dem digitalen Archiv einverleibt habe.


Hauskonzert vom 13. 9. Bericht PDF

Über allem die Liebe PDF

„Die Tiefen des Daseins sind unermesslich“ 

Saisoneröffnung mit „Ariadne auf Naxos“ im Opernhaus Zürich 22. 9. 2024


Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss liefern mit dem raffinierten Spiel um die Verschränkung von Opera buffa und Opera seria einen hintergründigen Blick in die Gefühlswelt von Liebe, Leben und Tod, Realität und Ideal – das Opernhaus spürt dem auf spannende Weise und musikalisch berührend nach – ein starker Auftakt zur Saison.


Besprechung im PDF


Aus dem Archiv:

„Ariadne“ in der Kronenhalle – Opernhaus Zürich 2006 PDF

Bild: © Monika Rittershaus

Wunderliche Zauberei – magische Musik

Saisoneröffnung mit „Die Liebe zu den drei Orangen“ im Theater St. Gallen   24. 9. 2024


Man könnte sich wundern, wie Sergej Prokofjew auf das krause Zauberstück von Carlo Gozzi verfiel, aber die Musik lässt die Frage Takt für Takt vergessen, und das Theater St. Gallen macht aus der Liebe zu drei Orangen einen Abend der mit Ironie gewürzten Liebe zum Operntheater.


Besprechung im PDF

Bild: © Edyta Dufaj

Wunderliche Zauberei – magische Musik

Theater Winterthur eröffne die Saison mit Beethovens „Fidelio“     27. 9. 2024


Der musikalische Reichtum seiner Opernmusik rückt auch den grossen Symphoniker Beethoven ins hellste Licht – das kommt im Stadthaus Winterthur, wo die „Fidelio“ szenisch anvisiert wird, im Finale aber ins Konzert mündet,  besonders deutlich zur Geltung: Das Musikkollegium auf dem Podium, der Dirigent im Mittelpunkt,  davor die ganze Oper – eben doch gespielt (!) von einem grossartigen Team aus Heidelberg.

Besprechung im PDF

Bild: © Herbert Büttiker